6. Städte-Symposium Mikromobilität – Perspektivwechsel für die Mobilität der Zukunft

  1. Sept. 2024

Am 16. September 2024 fand das 6. Städte-Symposium Mikromobilität von Voi statt. Die Veranstaltung bot eine Plattform, um gemeinsam über die zentralen Erfolgsfaktoren der geteilten Mobilität zu diskutieren und Einblicke in aktuelle Projekte und Forschungsergebnisse zu erhalten. Das Thema “Perspektivwechsel” zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Veranstaltung.

Dr. Philipp Scharfenberger: Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mikromobilität

Dr. Philipp Scharfenberger vom Institut für Mobilität der Universität St. Gallen (IMO-HSG) eröffnete das Symposium mit einer wissenschaftlichen Perspektive auf die Förderung nachhaltiger (Mikro-)Mobilität. Das Institut verfolgt einen verhaltenswissenschaftlichen Ansatz und betont, dass die Verkehrswende nur durch Verhaltensänderungen der Menschen erreicht werden kann.

Eine Grunderkenntnis seiner Forschung zeigt, dass Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und Zeitersparnis entscheidende Gründe für die Nutzung von geteilter Mikromobilität sind. Umweltaspekte spielen in der tatsächlichen Entscheidung der Konsument:innen eine eher untergeordnete Rolle. Das belegt auch weiterhin die hohe Bedeutung vom Autoverkehr im täglichen Mobilitätsalltag.

Scharfenberger identifizierte drei zentrale Maßnahmen, um nachhaltige Mikromobilität voranzubringen: die Optimierung der Einzelangebote, die intelligente Vernetzung verschiedener Mobilitätsoptionen und die Schaffung passender Infrastrukturen wie Rad- und Mikromobilitätswege. Er appellierte an die Teilnehmenden offen für Innovationen zu bleiben und neue Ideen aktiv zu testen.

Michael Bartnik: Jelbi – Die Mobilitätsplattform für Berlin

Michael Bartnik, stellvertretender Abteilungsleiter bei Jelbi (BVG) nahm anschließend die Perspektive eines großen öffentlichen Multimodalitätsanbieters ein und präsentierte die vielseitige Erfolgsgeschichte von Jelbi. 

Die Jelbi-App verbindet verschiedene Mobilitätsangebote – von E-Scootern und Fahrrädern bis hin zu Carsharing und dem öffentlichen Nahverkehr – in einer einzigen Plattform. Ziel von Jelbi ist es, eine nahtlose und einfache Nutzung von Sharing-Angeboten zu ermöglichen und damit den Umstieg vom privaten PKW auf geteilte Mobilität zu fördern. Mit dem Ordnungsrahmenprojekt hat Berlin darüber hinaus ein dichtes Standortnetz geschaffen, das Sharing-Angebote ordnet und in die ÖPNV-Strukturen einbindet. 

Mit über 948.000 Downloads und 2,7 Millionen Vermietungen von Sharing-Fahrzeugen an 260 Jelbi-Standorten haben die Plattform und die Expansionen bereits einen signifikanten Beitrag zum Modal Shift geleistet. 

Jelbi arbeitet im Rahmen von "Europas größtem Mobilitätsbündnis" mit Mobilitätsanbietern sowie Standortpartnern wie Wohnungsbaugesellschaften und privaten Partnern zusammen, um im dicht besiedelten Berlin geeignete Flächen bereitzustellen und so den Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität zu erleichtern. Weitere Angebote von Jelbi umfassen das Jelbi-Mobilitätsbudget und spezielle Mieterpakete.

Abschließend verwies Bartnik auf die aktuell laufende Mobilitätsumfrage. Berliner:innen können unter www.BVG.de/umfrage Fragen zu ihrem Mobilitätsverhalten beantworten und damit die zukünftige Gestaltung der Mobilitätskonzepte der Stadt Berlin unterstützen.

Martin Becker: Regulierungslösungen im E-Scooter-Sharing

Den Abschluss bildete Martin Becker, Head of Public Policy & Communications bei Voi, der die Anbieterperspektive einnahm und über die drei zentralen “Ziehkräfte” des E-Scooter-Sharings sprach. Ein ausgewogenes Mikromobilitätsangebot, so Becker, müsse stets auf drei Säulen basieren: Stadtverträglichkeit – also die geordnete und verkehrswirksame Integration in die kommunalen Strukturen; Wirtschaftlichkeit – die Sicherstellung der finanziellen Tragfähigkeit der Anbieter; und Nutzerattraktivität – die Bereitstellung erschwinglicher und leicht zugänglicher Mobilitätsoptionen für die Bürger:innen.

Becker unterstrich, dass ein Konzept, das einen dieser Aspekte vernachlässigt, langfristig nicht tragfähig ist. Nutzerfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit seien dabei nicht nur Selbstzweck, sondern entscheidende Hebel, um den Modal Shift voranzutreiben und somit auch die Stadtverträglichkeit zu verbessern – etwa indem Autofahrten verringert und der ÖPNV gestärkt wird. Dies werde besonders in Zeiten von Streiks im öffentlichen Nahverkehr deutlich, wenn viele Menschen auf Mikromobilitätslösungen umsteigen.

Die Aufzeichnung zum Nachschauen

Das 6. Städte-Symposium Mikromobilität bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale der geteilten Mobilität. Erfolgsfaktoren wie die emotionale Ansprache von Nutzer:innen, die Vernetzung verschiedener Mobilitätsangebote und die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur wurden dabei als Schlüssel zur Förderung nachhaltiger Mobilität identifiziert.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich hier.


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